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Lerne zu vergeben

„Großartige Präsentation, Marco!“ Die Worte unseres Chefs hallten durch den Konferenzraum. Ich saß wie betäubt da. Das Projekt, für das Marco gerade den Applaus erntete, war meine Idee gewesen. Wochenlang hatte ich daran gearbeitet und alles mit ihm besprochen. Nun stand er da vorne und tat so, als wäre es seine Erfindung.

Die nächsten Tage waren die Hölle. Jedes Mal, wenn ich Marco sah, kochte die Wut in mir hoch. Ich ging ihm aus dem Weg, arbeitete bis spät in die Nacht, nur um ihm nicht zu begegnen. Die Arbeit, die ich einst geliebt hatte, wurde zur Qual.

Eines Abends, erschöpft und frustriert, fiel mein Blick auf ein Buch, das schon lange ungelesen in meinem Regal stand. Ich schlug es wahllos auf und las: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Diese Worte, gesprochen von Jesus, der unschuldig zum Tode verurteilt wurde, trafen mich unerwartet.

Am nächsten Morgen sah ich Marco in der Kaffeeküche. Mein erster Impuls war, kehrt zu machen. Stattdessen hörte ich mich sagen: „Können wir reden?“ Was folgte, war ein schwieriges, aber befreiendes Gespräch. Marco entschuldigte sich. Ich hörte von seinem Druck, seiner Angst zu versagen. Es war nicht einfach, aber mit jedem Wort fühlte ich, wie eine Last von meinen Schultern fiel.

Diese Erfahrung war der Beginn einer Reise. Eine Reise zu einem Leben, in dem Vergebung nicht Schwäche bedeutet, sondern Stärke. Eine Reise, inspiriert von einem Mann, der vor 2000 Jahren lebte und dessen Botschaft heute noch Herzen berührt.

Deine Sehnsucht nach innerem Frieden

In jedem von uns schlummert der Wunsch nach Harmonie – mit uns selbst und mit anderen. Du träumst von Beziehungen, die von echtem Verständnis und tiefem Respekt geprägt sind. Doch die Realität sieht oft anders aus: Da sind scharfe Worte, die wie Pfeile treffen. Blicke, die verletzen. Taten, die Narben hinterlassen. Hier kommt eine historische Persönlichkeit ins Spiel, die einen radikal anderen Weg aufgezeigt hat: Jesus von Nazareth.

Jesus: Der Vergebungs-Revolutionär

Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der Rache als Tugend gilt. Wo „Auge um Auge“ nicht nur ein Sprichwort ist, sondern gelebte Realität. In genau diese Welt trat Jesus und predigte etwas völlig Verrücktes: bedingungslose Vergebung.

Als Jesus unschuldig am Kreuz hingerichtet wird, unter schlimmsten Schmerzen, verspottet von den Menschenmassen, sagt er: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Die Bibel: Lukas 23,34)

Kannst du dir vorstellen, solche Worte über deine Lippen zu bringen, wenn dich jemand so tief verletzt hat?

Vergebung im Alltag: Dein persönlicher Jesus-Moment

Jetzt denkst du vielleicht: „Schön und gut, aber ich bin nicht Jesus. Wie soll ich das in meinem chaotischen Alltag umsetzen?“ Hier ein paar handfeste Ideen, inspiriert von Jesus, aber alltagstauglich für dich:

  • Werde zum Empathie-Detektiv: Jesus hatte die erstaunliche Fähigkeit, hinter die Fassade zu blicken. Wenn Marco deine Idee klaut, frag dich: Könnte er unter Druck stehen? Unsicher sein? Verstehen heißt nicht gutheißen, aber es macht Vergebung leichter.
  • Sprich es aus – laut und deutlich: Jesus war kein stiller Vergeber. Er sprach es aus, handelte danach. Probier’s aus: Stell dir vor, Frau Müller steht vor dir und sprich laut: „Ich vergebe dir deine verletzenden Worte.“ Klingt komisch? Mag sein, aber es wirkt Wunder.
  • Vergib dir selbst – ja, dir!: In der Bibel lesen wir die Geschichte von einer Frau, die ihren Mann betrogen hat. Jesus verurteilte sie nicht, sondern gab ihr die Chance auf einen Neuanfang. Oft ist der härteste Schritt, sich selbst zu vergeben. Für den Streit letzte Woche, für die verpasste Chance, für den Fehler bei der Arbeit.
  • Vergebung ist ein Marathon, kein Sprint: Jesus‘ Leben zeigt: Vergebung ist ein Prozess. Es ist okay, wenn du nicht sofort über deinen Schatten springen kannst. Wichtig ist, dass du den ersten Schritt machst.

Dein Starter-Kit für Vergebung

Inspiriert von Jesus, hier dein Starter-Kit für mehr Vergebung:

  • Dein Vergebungs-Tagebuch: Nimm dir jeden Abend fünf Minuten. Schreib auf, was dich heute geärgert hat. Dann atme tief durch und schreibe darunter: „Ich lasse los. Ich vergebe.“ Klingt simpel, ist aber kraftvoll.
  • Die Perspektiv-Challenge: Das nächste Mal, wenn dich jemand auf die Palme bringt, zähle bis zehn. Dann frag dich: „Was könnte in seinem/ihrem Leben gerade los sein, dass er/sie so handelt?“ Du musst keine Ausreden finden, nur verstehen.
  • Der Nicht-Abschick-Brief: Schnappe dir Stift und Papier. Schreib einen Brief an die Person, die dich verletzt hat. Schreib alles raus – deine Wut, deine Enttäuschung, aber auch deinen Wunsch zu vergeben. Und dann? Verbrenne den Brief oder reiß ihn in kleine Stücke. Lass los.
  • Die Dankbarkeits-Brille: Ja, dein Bruder hat dich bei der Erbschaft übergangen. Aber erinnere dich an die Momente, wo er für dich da war. Schreib drei positive Dinge über ihn auf. Es geht nicht darum, sein Handeln zu entschuldigen, sondern dein Herz zu erweichen.

Dein Vergebungs-Experiment

Jesus‘ Art zu vergeben mag dir erst mal unmöglich erscheinen. Aber wie wäre es, wenn du es diese Woche einmal ausprobierst? Such dir eine Situation aus – vielleicht sogar eine kleine – und versuche, wie Jesus zu vergeben. Beobachte, was es mit dir macht. Mit deinem Schlaf, deinen Gedanken, deinem Lächeln.

Egal, was du in deinem Leben erlebt hast. Egal, wen du verletzt hast oder von wem du verletzt wurdest. Jesus fleht auch für dich um Vergebung bei Gott. Du musst es nur annehmen.

Jesus will dein Leben verändern. Warum fängst du nicht heute an? Jetzt, in diesem Moment?

Dieses Gebet kann der Beginn deiner persönlichen Reise zur Vergebung sein:

Jesus, ich habe von deiner Kraft der Vergebung gehört.
Von deiner Liebe, die stärker ist als jeder Hass.
Ich möchte diese Kraft in meinem Leben erfahren.

Hilf mir, die Verletzungen loszulassen, die mich gefangen halten.
Zeige mir, wie ich vergeben kann, auch wenn es schwer fällt.
Lehre mich, mit deinen Augen der Liebe zu sehen.

Ich lade dich ein, in mein Leben zu kommen.
Sei mein Vorbild, mein Lehrer in der Kunst des Vergebens.
Verwandle mein Herz, dass es weit wird wie deines.

Gib mir die Kraft, den ersten Schritt zu tun.
Lass mich die Freiheit der Vergebung erfahren.
Und führe mich zu einem Leben in Frieden und Versöhnung.

Amen.


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